Warum sich viele so sicher sind – und doch so wenig hinterfragen
Stell dir vor …
Du bist auf einer Party. Jemand hat einen YouTube-Clip der NASA über die Erde gesehen und verkündet nun mit überzeugtem Blick, dass die Erde sich am Äquator mit 1'670 Stundenkilometern um die eigene Achse dreht und sich gleichzeitig mit ca. 107’000 km/h um die Sonne dreht. Oder, ein anderer ist völlig davon überzeugt, dass Russland und vor allem Putin der Böse ist und Selensky der Gute. Wieder ein anderer verkündet mit grosser Überzeugung und Wahrheitsanspruch, dass die Welt demnächst – durch den Klimawandel – zu einer unbewohnbaren Wüste verkommt und die gesamte Menschheit ausstirbt.
Du kennst solche Gespräche bestimmt, in welchen Menschen voll überzeugt sind und glauben, dass sie das Klima retten können, indem sie Windräder und Solarpanel aufstellen, Elektroautos fahren oder Steuern auf CO2 erheben etc., stimmts?
Du grinst oder fühlst Dich verzweifelt, nicht etwa weil du glaubst, sie könnten recht haben – sondern weil dir klar ist, dass Selbstsicherheit offensichtlich keine Garantie für Wahrheit ist.
Willkommen im Zeitalter des Dunning-Kruger-Effekts. Oder wie wir es nennen: der große Selbstüberschätzungsboom im Schatten offizieller Wahrheiten.
David Dunning und Justin Kruger beobachteten Ende der 90er Jahre etwas, das wir alle kennen: Die lautesten Stimmen haben nicht immer das meiste Wissen. Sie testeten Menschen auf Logik, Sprachgefühl, Humor – und die, die am schlechtesten abschnitten, glaubten ironischerweise, sie wären spitze.
Wir leben in einer Zeit, in der die Lauten, Einfachen und Selbstsicheren immer häufiger den Ton angeben – in Talkshows, Social Media, Politik und sogar in Bildungsinstitutionen. Der Dunning-Kruger-Effekt ist längst nicht mehr nur eine wissenschaftliche Kuriosität. Er wird zur gesellschaftlichen Realität.
Während komplexe Gedanken oft mit "zu kompliziert" abgewatscht werden, feiern sich die Einfach-Erklärer mit Halbwissen und Schlagwörtern. Das Problem dabei: Die wirklich Wissenden sind häufig zurückhaltend, stellen ihre eigenen Überzeugungen infrage und sprechen differenziert. Doch dies geht in unserer zugespitzten Kommunikationskultur leider schnell unter. Öffentlicher Diskurs wird zunehmend von denen dominiert, die am wenigsten zu sagen haben, es aber am lautesten tun.
Die Intelligenten und Weisen hingegen – also genau jene, die abwägen, nuancieren und Unsicherheit aushalten – werden marginalisiert oder öffentlich lächerlich gemacht.
Dunning und Kruger wiesen genau darauf hin: Menschen mit geringer Kompetenz neigen nicht nur zur Selbstüberschätzung, sondern auch dazu, kompetente Stimmen nicht zu erkennen oder gar zu entwerten. Eine doppelte Falle – denn wer nicht erkennt, dass ihm Wissen fehlt, wird auch nicht nach besserem Wissen suchen.
Der Effekt ist also nicht nur ein kognitiver Denkfehler – er wird zur kollektiven Gefahr: Gesellschaftlich wird das Niveau nach unten nivelliert, intellektuelle Tiefe weicht populistischer Oberfläche, und wer differenziert denkt, wird als elitär oder verschwurbelt abgestempelt.
Dumme Menschen halten sich also für intelligent und allwissend ohne zu bemerken, dass sie bloß die Meinung der Mehrheit vertreten. Sie wollen dazugehören, recht haben und Bestätigung, keine Wahrheit. Alle andersdenkenden müssen und werden daher mit härtesten Bandagen bekämpft. Denn, würde sich herausstellen, dass die anderen recht haben, dann würden sie ihre Identität verlieren und sie müssten ihr gesamtes Leben hinterfragen. Doch dazu sind die meisten leider zu ängstlich, eingebildet oder schlichtweg zu dumm.
Störe Dich bitte nicht am Wort ‘Dummheit’. Es ist keine Schande, dumm zu sein, aber es wäre eine, es nicht zu erkennen und zu beheben. Wie heißt es so schön und so weise: «Ich weiß, dass ich nichts weiß.» Ja, der intelligente Mensch weiß das und kann es sich auch eingestehen. Warum? Weil er sich dann noch intensiver auf die Suche nach Wahrheit macht. Er will wirklich wissen, nicht einfach nur glauben. Er will aus der Matrix des scheinbaren Wissens entkommen und sich ihr nicht einfach anpassen.
Hier ein paar Beispiele die Du bestimmt kennst:
Menschen, die sich kritisch mit Impfungen oder Medikamenten auseinandersetzen, gelten schnell als "Schwurbler" – statt als denkende Wesen mit Fragen.
Wer sogenannt wissenschaftliche Beweise hinterfragt, statt sie blind zu glauben, bekommt seltener ein Mikrofon oder wird als Verschwörungstheoretiker beschimpft oder ausgelacht.
Was die Medien angeht, so werden Meinungen häufig mit Fakten verwechselt. Und Zweifel? Der passt nicht ins Programm.
Religionen machen es sich am einfachsten. Wer nicht glaubt, was sie verkünden, besucht demnächst das Fegefeuer oder kommt in eine Hölle. Dasselbe gilt übrigens auch für die Mainstrteam-Esoterik und für spirituelle Kreise die blind einem Guru folgen. Es ist immer dasselbe nur anders verkleidet.
Wenn Du wissen willst, wo Du stehst, dann sind folgende Fragen hilfreich:
Glaubst du, dass Wahrheit immer konsensfähig ist? Oder hast du schon mal festgestellt, dass Wahrheit unbequem sein kann?
Wie oft liest du Quellen jenseits der gewohnten Pfade?
Kannst du klar sagen, wo du dich möglicherweise irrst?
Denkst du selbst oder zitierst du andere, die für dich gedacht haben?
Was, wenn die, die du als „Spinner“ abgetan hast, zumindest teilweise recht haben?
Wie erkennt man echte Denker in Zeiten der Konformität?
Sie zweifeln laut und auch an sich selbst.
Sie stellen unbequeme Fragen ohne Angst davor, anzuecken.
Sie lassen sich nicht von Titeln blenden. Kompetenz braucht keinen akademischen Beweisstempel.
Sie sprechen Klartext. Ohne PR-Filter oder Expertenfloskeln.
Sie folgen keiner Linie. Weder politisch noch medial.
Vielleicht liegt der Dunning-Kruger-Effekt gar nicht bei denen, die kritisch hinterfragen, sondern bei jenen, die glauben, alles sei schon geklärt.
Wissenschaft ist keine Religion. Und Konsens ist kein Ersatz für Wahrheit. Viele, die sich sicher wähnen, sitzen auf einem Sockel aus wiederholten Schlagzeilen und Bestätigungsblasen. Wer dagegen zweifelt, forscht weiter. Und ja, manchmal irrt er auch. Aber wer nicht irrt, entwickelt sich nicht.
Wirklich freie Geister erkennen, dass Zweifel kein Hindernis, sondern ein Motor ist. Wenn Dir also das nächste Mal jemand erklärt, Du verstehst ein Thema nicht, weil du nicht "wissenschaftlich ausgebildet" bist, dann frag freundlich zurück: "Oder weiß ich einfach, dass es mehr gibt, als man uns erzählt?" Bleib wach. Stell Fragen. Und vertraue nicht blind – weder dir noch anderen. Denn kritisches Denken ist die wahre Intelligenz unserer Zeit.
Wenn die momentane Entwicklung so weitergeht, dann wird die Welt bald nur noch von Ignoranten und Pseudoexperten regiert. Und sollte sie mal untergehen, dann bestimmt nicht aufgrund einer naturgegebenen Katastrophe sondern deswegen, weil wir den Inkompetenten das Ruder überlassen haben.
Wenn dich dieser Beitrag zum Nachdenken gebracht hat, teile ihn mit Menschen, die den Mut haben, tiefer zu fragen.
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